Goetheschule Pforzheim vorbildlich bei Nachhaltigkeit

UNESCO-Auszeichnung auf der didacta 2010 verliehen-
Bund der Freien Waldorfschulen nutzt Messe zur Lehrergewinnung

Stuttgart, Köln, 22.03.2010. Die Goetheschule Freie Waldorfschule Pforzheim ist auf der didacta 2010 in Köln von der UNESCO als eines von 85 Projekten  für die systematische Einbeziehung von  „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) in Unterricht und Schulalltag ausgezeichnet worden.  Prof. Gerhard de Haan, Vorsitzender des deutschen Nationalkomitees der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und Roland Becker, der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, überreichten die Auszeichnung und erläuterten den Besuchern die verschiedenen Projekte. Die Dekade soll in den Jahren 2005 bis 2014 dazu beitragen, das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Bildung zu verankern.

 

Das Nachhaltigkeitskonzept der Goetheschule umfasst Umwelterziehung durch biologisch-dynamischen Gartenbau bereits in der Unterstufe, Bewusstseinsbildung zur Herkunft von Lebensmitteln, Landwirtschaftspraktika sowie ein schülereigenes Unternehmen zur Herstellung von Naturkosmetik. Außerdem gibt es an der Schule eine Indonesien-AG, die in Koordination mit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Lessan vor Ort die Bevölkerung in Gunung Kidul, einem der ärmsten Gebiete Indonesiens, in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Umwelt unterstützt.

Der Bund der Freien Waldorfschulen war auf der didacta mit einem Schwerpunkt „Lehrergewinnung“ vertreten. Da die Didacta in Köln gerade von jungen Leuten sehr gut besucht war, nutzten viele die Möglichkeit, sich über Voraussetzungen und Studienorte für die Ausbildung zum Waldorflehrer zu informieren.

Eine Sonderschaufläche, die von „Waldorfpädagogik aktuell“ und 20 anderen Organisationen ausgerichtet wurde, widmete sich der Zusammenarbeit von Eltern und Bildungsprofis unter dem Motto „Mit den Eltern geht es besser“. Bei  „Waldorfpädagogik aktuell“ arbeiten der Bund der Freien Waldorfschulen und die Vereinigung der Waldorfkindergärten zusammen. Vor allem Vorträge, die praktische Hinweise für einen besseren Umgang zwischen allen am Erziehungsprozess Beteiligten boten, zogen das Publikum an. 

Prof. Rainer Patzlaff vom Stuttgarter IPSUM-Institut sprach von einem „Erziehungsnotstand“, einem  Verlust elterlicher Kompetenz. Die Konsequenz dürfe nicht die Entmündigung der Eltern durch die Übernahme von immer mehr Erziehungsfunktionen durch die Profis sein. Eltern müssten vielmehr die Chance erhalten, Kompetenzen gezielt neu auszubilden. Eine Möglichkeit dazu sah Patzlaff in einem sogenannten Elternführerschein. Bereits in der Schulzeit könne mit entsprechenden Qualifizierungen begonnen werden.

Vertreterinnen des Landeselternbeirats der Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen zeichneten ein eindrucksvolles Bild der Belastungen, unter denen Eltern heute stehen. Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, Bedrohung durch Armut und zu wenig Zeit, um sich angemessen den Kindern zu widmen bestimmten den Alltag in vielen Familien. „Hinter vielen Haushaltstüren stecken echte Brennpunkte“, betonte Elternratssprecherin Britta Veit. Sie kritisierte die steigenden Erwartungen der Schulen an die Eltern, die neben Hausaufgabenbetreuung auch immer höhere finanzielle Zusatzbelastungen z.B. bei Klassenfahrten beinhalteten. Lehrer müssten die Lebenswelten der Eltern mit einbeziehen und ihre Anliegen ernst nehmen.

Gerd Kellermann vom Institut für Waldorfpädagogik in Witten-Annen behandelte das Thema Elternmitarbiet im Dialog mit Lehrerstudenten, Lehrern und Erzieherinnen. Dabei  zeigte sich, dass in der Lehrerbildung nur begrenzt auf die Arbeit mit den Eltern vorbereitet werden kann. „Das kann man nicht trocken lernen, da ist die Praxis entscheidend“, betonte Klassenlehrerin Birgitt Beckers. Sie verwies auf die Mentoren, die jungen Waldorflehrern an den Schulen zur Seite stehen.

Neu im Rahmen der Sonderschaufläche waren auch Auftritte von NRW-Landespolitikern. So  erläuterte SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft in Köln das Modell der Gemeinschaftsschulen in ihrem Bundesland und unterstrich die Bedeutung des längeren gemeinsamen Lernens von allen Schülern auch in Deutschland. „Aufstieg durch  Bildung muss auch bei uns wieder möglich sein“, sagte sie. Auch die  Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sylvia Löhrmann, forderte bessere Chancen für benachteiligte Kinder und Jugendliche.

Bei der Auftaktveranstaltung der didacta, zu der in diesem Jahr über 100 000 Besucher nach Köln gekommen waren, hatte Bundesbildungsministerin Annette Schavan ebenfalls die Bedeutung der Rolle der Eltern und das Thema Chancengleichheit aufgegriffen. Bildungsgerechtigkeit sei die moderne Antwort auf die sozialen Probleme der Gegenwart. „Wir dürfen es als wohlhabende Nation nicht zulassen, dass Bildungsarmut zum Schicksal wird“, sagte sie.

Ansprechpartner:
Peter Augustin, Pressesprecher
Bund der Freien Waldorfschulen
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Tel. 0711 210 42 40
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