Stellungnahme des Bund der Freien Waldorfschulen zum Kindesmissbrauch in Berlin

Stuttgart/Berlin, 18. April 2011/CMS. Gegen einen Lehrer der Waldorfschule Märkisches Viertel in Berlin wird wegen des Verdachts auf schweren sexuellen Missbrauch ermittelt. Der 67-jährige Englischlehrer ist Vorstand des Vereins promote africa, der unter dem Deckmantel einer Hilfsorgansisation für Erdbebenopfer offenbar systematisch haitianische Waisenkinder an Berliner Pädophile verkauft hat. Die Kriminalpolizei setzte die Schule am 13. April 2011 von den Ermittlungen in Kenntnis, was diese vollständig überrascht hat. Die Schulleitung informierte umgehend den Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) und arbeitet eng mit ihm zusammen.

„Wir sind entsetzt über diesen furchtbaren Tatverdacht und unterstützen die Schule in jeglicher Hinsicht bei der Aufklärung und pädagogischen Aufarbeitung“, erklärte Vorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick. "Der Beschluss des Lehrerkollegiums, nicht nur bei Neueinstellungen, sondern auch für die bereits tätigen Lehrkräfte erweiterte Führungszeugnisse anzufordern, ist vorbildlich und setzt hoffentlich Maßstäbe für alle Schulen", so Kullak-Ublick weiter. Die Schule setze damit eine Empfehlung um, die der BdFWS nach den im Jahr 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in Schulen, Sportvereinen, Kirchen und Kinderheimen an alle Mitgliedseinrichtungen versandt habe.

Obwohl nach derzeitigem Kenntnisstand kein Fall sexuellen Missbrauchs von Schülerinnen oder Schülern der Waldorfschule Märkisches Viertel durch den unter Verdacht stehenden Lehrer bekannt ist, hat die Schule für eventuell betroffene Schülerinnen und Schüler eine Hotline eingerichtet. Auch arbeitet sie mit der öffentlichen Beratungsstelle EJF – Lazarus gAG – Kind im Zentrum zusammen, um Schüler, Eltern und Lehrer beim Umgang mit der aktuellen Situation und deren Verarbeitung professionell zu unterstützen.

Der in Untersuchungshaft befindliche Lehrer wurde mit sofortiger Wirkung von seiner Unterrichtstätigkeit suspendiert und erhielt Hausverbot. Die Suspendierung wird aufrecht erhalten, bis die Sachlage eindeutig geklärt ist. Vorstand und Lehrerkollegium beschlossen am 18.4.2011, dass alle an der Schule beschäftigten Lehrer ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen sollen, sofern das bei ihrer Einstellung - wie seit 2010 üblich - noch nicht geschehen ist.

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