Voneinander lernen: „Kindergesundheit heute“ – Erster bundesweiter und interdisziplinärer Kongress zur Kinderheilkunde

Stuttgart/Hamburg, 29. September 2014/NH. „Für die Landeshauptstadt Stuttgart ist dieser – ich möchte sagen einzigartige – Kongress ein hilfreicher Baustein, um unsere Gesellschaft auf die Notwendigkeit hinzuweisen, unseren Kindern eine gesunde Entwicklung im ganzheitlichen Sinne zu ermöglichen.“ Mit diesen Worten eröffnete Werner Wölfle, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser, im Stuttgarter Rathaus den ersten interdisziplinären Kongress zur Kinderheilkunde „Kindergesundheit heute“, für den am 27. und 28. September 2014 rund 450 Ärzte, Therapeuten, Pädagogen und Eltern nach Stuttgart gekommen waren.

Unter der Überschrift „Unsere Kinder – begleiten, verstehen, behandeln“ ging es an den beiden Kongresstagen darum, aufeinander zuzugehen und voneinander zu lernen, um die Rahmenbedingungen für ein gesundes Aufwachsen aus verschiedenen Perspektiven zu definieren. „Wenn wir die Kinder wirklich in den Mittelpunkt stellen wollen, müssen wir alle – zusammen mit den Eltern – miteinander ins Gespräch kommen“, begründete Georg Soldner, niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin aus München, die Idee, einen solchen Kongress zu entwickeln. Und Dr. med. Andreas Oberle, Ärztlicher Direktor des Sozialpädiatrischen Zentrums am Olgahospital (Klinikum Stuttgart), ergänzte: „Die Familie eines betroffenen Kindes bewegt sich bisher in den Parallelwelten Jugendhilfe, Pädagogik und Medizin. Wir werden den Kindern und ihren Familien aber nur dann helfen können, wenn wir daraus eine Welt machen und lernen, eine Sprache zu sprechen.“

So hatte der Kongress eine vielschichtige Ausrichtung: Nicht nur Vertreter von Schul- und Komplementärmedizin kamen miteinander ins Gespräch, sondern auch die verschiedenen Professionen tauschten sich aus. Ärzte, Therapeuten, Pädagogen, Pflegende, Erzieher und Eltern diskutierten gemeinsam, was Kinder heute brauchen, um gesund aufzuwachsen und besuchten dazu zahlreiche Foren zu den drei Leitmotiven „Eltern-Kind-Bindung“, „Aufmerksamkeit“ und „Schmerz“.

Dabei zeigte sich in allen Beiträgen, dass es im konkreten und praxisorientierten Austausch sehr gut gelingt, „sich auf Augenhöhe gemeinsam auf den Weg zu machen“, so eine teilnehmende Familientherapeutin. Gerade angesichts der heute immer häufiger auftretenden chronischen Erkrankungen wie Asthma Bronchiale, Neurodermitis oder Diabetes sowie den zunehmenden psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen werde eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung immer wichtiger.

Aus ganz Deutschland waren die Experten sowie das gut gemischte Publikum angereist, um diese neue Art der Zusammenarbeit mit Leben zu füllen. Deutlich wurde immer wieder, wie groß das Bedürfnis der verschiedenen Berufsgruppen ist, gemeinsam neue Wege und Lösungen zu finden. Dr. med. Jan Vagedes, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Filderklinik, fasste den Wunsch vieler Teilnehmer nach einer Weiterführung dieses Ansatzes zusammen: „Es ist mir – und uns allen – ein echtes Anliegen, die Gesundheit unserer Kinder zu fördern. Und ich wünsche mir von Herzen, dass dieser interprofessionelle Dialog fortgeführt und auch die Politik mit einbezogen wird, damit wir in Zukunft weiter voneinander lernen können.“

Angestoßen wurde der Kongress von der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) und dem Dachverband Anthroposophische Medizin (DAMiD) und gemeinsam mit dem Olgahospital, der Filderklinik und der Stadt Stuttgart durchgeführt. Gemäß der integrativen Ausrichtung des Kongresses waren zahlreiche Mitveranstalter und Partner aus Schulmedizin, Pädagogik, Jugendhilfe und Elternarbeit beteiligt, wie auch der Bund der Freien Waldorfschulen. Die Schirmherrschaft hatten der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, und der Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser der Stadt Stuttgart, Werner Wölfle, übernommen.

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 232 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.