Waldorfschulen bei „Aufbau Ost“ erfolgreich

Bundesvorstand appelliert an Landesregierungen: Freie Schulen in den neuen Bundesländern nicht durch Sparmaßnahmen gefährden

Stuttgart/Erfurt/Dresden, 2.09.2010. Der Bund der Freien Waldorfschulen hat an die Landesregierungen in Thüringen und Sachsen appelliert, ihre angekündigten Sparmaßnahmen zulasten der Schulen in Freier Trägerschaft zu überdenken. „Das ist eindeutig nicht das richtige Geburtstagsgeschenk für unsere Schulen in der Region Mitte-Ost, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiern“, betonte dazu Henning Kullak-Ublick vom Bundesvorstand der Freien Waldorfschulen. Die Schulen in den neuen Bundesländern, die im Zuge oder unmittelbar nach der Wende entstanden seien, setzten auch weiterhin auf verlässliche staatliche Unterstützung, um ihre wichtige Bildungsaufgabe in oftmals strukturschwachen Gebieten zu erfüllen.

„Die Schulen in den neuen Bundesländern sind eine große Bereicherung für die Waldorfschulbewegung in Deutschland, sie haben ihre Pionierzeit hinter sich gelassen und sind wichtige Partner mit einem eigenen Profil“, betonte Kullak-Ublick. Insofern könne die Waldorfschulbewegung in Deutschland mit insgesamt 20 Waldorfschulen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR von einem „absolut gelungenen Aufbau Ost“ sprechen. Es wäre völlig kontraproduktiv, wenn die Landesregierungen jetzt wie angekündigt die Zuschüsse an die Freien Schulen reduzierten und dadurch ihre eben erst errungene Stabilität bedrohten. Durch die geringere Finanzkraft der Elternhäuser in den neuen Bundesländern müssten die Freien Schulen dort bereits jetzt schon besondere Anstrengungen unternehmen, um zu ausgeglichenen Haushalten zu kommen. Zu ihrem Schulprofil gehöre es, kein Elternhaus aus finanziellen Gründen vom Besuch auszuschließen. „Diesen Kurs wollen wir halten, denn damit entsprechen wir auch dem Sonderungsverbot des Grundgesetzes“. Insofern sei das Vorhaben der Landesregierungen auch verfassungsrechtlich anfechtbar. Die Vorgaben des Sonderungsverbots könnten wegen zu geringer Unterstützung durch die Landesregierungen vielfach nicht eingehalten werden, wie erst jüngst der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg festgestellt habe, so Kullak-Ublick weiter. (Urteil vom 13.7.2010 AZ: 9 S 2207/09).

Die Waldorfschulen in Dresden, Weimar, Leipzig, Halle, Chemnitz, Magdeburg, Berlin-Ost und Frankfurt (Oder) waren von engagierten Bürgern im Zuge der Wende gegründet worden. An den „Runden Tischen“ in den Städten und auf den Demonstrationen draußen auf der Straße hatten sie sich für ein freies Schulwesen eingesetzt, das für sie Teil einer besseren Zukunft werden sollte.

Lehrer und Eltern der Region Mitte-Ost legen viel Wert auf das mühsam erkämpfte Wort „frei“ vor dem Markenzeichen „Waldorf“ - und verstehen darunter auch einen freien Zugang, der nicht durch Mindestbeiträge oder Eintrittsgelder blockiert wird, schreibt ein Sprecher der Region Mitte-Ost, Christward Buchholz dazu im neuen Jahresbericht der Waldorfschulen. „Damit halten sie einen wichtigen sozialen Impuls der Wendezeit wach, der aber auf die erste Stuttgarter Schulgründung als Schule für Arbeiterkinder verweist“, betont Buchholz. Für Beratung und finanzielle Unterstützung in ihren ersten Jahren seien die Waldorfschulen in den neuen Bundesländern ihren Schwesterschulen im Westen zu großem Dank verpflichtet.

 

Über den Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die deutschen Waldorfschulen haben sich zu einem Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr. Korporative Mitglieder sind derzeit 219 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen sowie elf Seminare/Hochschulen für Waldorfpädagogik. Daneben gibt es rund 1.900 persönliche Mitglieder.
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart eröffnet. Nach 90 Jahren Waldorfpädagogik gibt es heute weltweit über 1.000 Waldorfschulen sowie 2.000 Kindergärten und Förder-Einrichtungen in allen Erdteilen, darunter auch in Israel, Südafrika und Ostasien.

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