Waldorfschulen in Europa aktiv gegen Armut und Ausgrenzung

Frankfurt/Bratislava, 4. März 2010. Die europäische Dachorganisation der Waldorfschulen ECSWE (European Council For Steiner Waldorf Education) hat alle Waldorfschulen aufgefordert, sich anlässlich der EU-Kampagne 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung verstärkt mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Wie der ECSWE in Frankfurt mitteilte, haben seine Mitgliedsverbände bei ihrer Konferenz im Januar in Bratislava beschlossen, sich aktiv an der EU-Kampagne zu beteiligen. Das Engagement der Waldorfschulen könne dabei helfen, „die neuen Aufgaben auf diesem Gebiet in den Blick zu bekommen“, heißt es im Arbeitsprogramm des ECSWE. Angestrebt ist auch die Zusammenarbeit mit anderen NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen).

Das Thema der Kampagne sei mit den pädagogischen Grundsätzen und Zielen der Waldorfschulen sehr gut vereinbar, die auf dem Respekt vor dem einzelnen Kind und Jugendlichen und der Anerkennung universeller Menschenrechte beruhe.

„Wir sind zuversichtlich, dass die Arbeit an dem europäischen Thema während dieses Jahres helfen wird, diese Elemente in unserer täglichen Arbeit weiter zu verstärken“, betont der ECSWE in seiner Erklärung.

Bildungseinrichtungen, die aktiv bemüht sind, soziale und emotionale Intelligenz zu fördern, können nach Auffassung des ECSWE dazu beitragen, Tendenzen der sozialen Isolierung entgegenzuwirken, die die sich entwickelnde Wissensgesellschaft nach sich ziehe, betont die europäische Organisation der Waldorfschulen.

Aktive Förderung der menschlichen und kulturellen Vielfalt gehöre „zum innersten Kern der Waldorfpädagogik“. Ihr Bildungsansatz und ihre Gesinnung fußten auf einem praktischen Verständnis der ganzen Fülle menschlicher Beziehungen, dazu gehörten sowohl physische als auch soziale, emotionale und geistig-spirituelle Dimensionen. Ihre Vernachlässigung könne direkt oder auch mittelbar verschiedene Formen von Armut nach sich ziehen.

Mit Sorge beobachten die Waldorfschulen auch die zunehmende „Wohlstandsvernachlässigung“ bei Kindern und Jugendlichen durch fehlende Seelen- und Geistesnahrung. Zu diesem Thema plant der ECSWE eine Konferenz am 6./7.Mai in  Conegliano in Italien mit den Titel „Was nährt Kinder und Jugendliche in Leib, Seele und Geist“. Die Aktivitäten der Waldorfschulen zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sollen 2011 ausgewertet und in einem gemeinsamen Portfolio dargestellt werden.

Bereits jetzt gibt es an den Waldorfschulen viele gute Beispiele für Aktivitäten im Sinn der Kampagne der EU wie den bundesweiten WOW-Day oder auch Partnerschaften und Projekte.
Beim WOW-Day, der seit 1994 an den Waldorfschulen stattfindet, arbeiten Waldorfschüler einen Tag lang für einen guten Zweck. Er wird von der international tätigen Organisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ und dem Bund der Freien Waldorfschulen gemeinsam veranstaltet. Die Beteiligung der Waldorfschulen an dieser Veranstaltung steigt ständig, im September 2009 veranstalteten 111 Waldorfschulen einen WOW-Day und erwirtschafteten einen Erlös von rund 277.000 Euro. Er wird zu 100 Prozent an Projekte zugunsten von benachteiligten Kindern weitergegeben, u.a. an ein Sozialzentrum für Straßenkinder in Kolumbien, eine Dorfschule in den Anden in Peru, eine Waldorfschule in Sierra Leone, einen Township-Kindergarten in Südafrika und ein Projekt für HIV-infizierte Kinder in Indien.

Weitere Informationen unter:
www.ecswe.org
http://www.freunde-waldorf.de/info/wow/wow-day-2009

Über den Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die deutschen Waldorfschulen haben sich zu einem Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr. Korporative Mitglieder sind derzeit 219 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen sowie elf Seminare/Hochschulen für Waldorfpädagogik. Daneben gibt es rund 1.900 persönliche Mitglieder.
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart eröffnet. Nach 90 Jahren Waldorfpädagogik gibt es heute weltweit über 1.000 Waldorfschulen sowie 2.000 Kindergärten und Förder-Einrichtungen in allen Erdteilen, darunter auch in Israel, Südafrika und Ostasien.

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