Das pure „Leben“ beim 9. Kasseler Jugendsymposion

Teilnehmerin des Jugendsymposions in Kassel

Hamburg/Kassel, 8. Januar 2014/CMS. Das 10. Kasseler Jugendsymposion im Juni 2014 widmet sich dem hochaktuellen Thema der „Empathie“. Beim 9. Kasseler Jugendsymposion vom 12. bis 15. Dezember 2013 behandelten 220 Waldorf-schülerInnen aus ganz Deutschland das Thema „Leben“ und vertieften es in Vorträgen, Seminaren und Trainings, lernten neue Forschungsansätze kennen und konnten lebensbezogene Fertigkeiten erwerben.

Der Leiter des Max-Planck-Instituts für Epigenetik in Freiburg/Brsg., Thomas Jenuwein, sprach über die neuesten Forschungsergebnisse zur Vererbung erworbener Eigenschaften. In verständlicher und anschaulicher Weise erklärte er beispielsweise physiologische Auswirkungen von Traumata, Hunger oder Fettsucht, die noch in der dritten oder vierten Generation spürbar sind. Wolfgang Welsch, Professor emeritus für Philosophie in Jena, nahm die ZuhörerInnen auf eine weit gespannte, philosophische Reise durch die abendländische Geistesgeschichte mit, die in eine Neuformulierung der Stellung des Menschen mündete: "Es ist Zeit, das jahrhundertealte anthropozentrische Weltbild durch ein evolutionäres Weltbild zu ersetzen“, so forderte Welsch. Der politische Aktivist und Mitbegründer des Stuttgarter Wasserforums, Jens Loewe, lenkte den Blick anhand einer Vielzahl von Beispielen auf die Notwendigkeit eines verantwortlichen Umgangs mit der Ressource Wasser.

Der Anfangsvortrag von Bernd Rosslenbroich (Privatdozent am Institut für Evolutionsbiologie, Universität Witten-Herdecke), kurzfristig für den erkrankten Peter Heusser eingesprungen, sowie der Abschlussvortrag von Jan Deschepper (Waldorflehrer aus Prien und Dozent an den Lehrerseminaren in Kassel und München) brachten "neue Antworten auf eine alte Frage“ – jene nach dem Leben selbst. Wilfried Sommer (Lehrerseminar für Waldorfpädagogik Kassel und Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter), der kurzfristig Frank Schirrmacher ersetzte, stellte in sehr klarer und impulsierender Weise zwei verschiedene Herangehensweisen im Umgang mit der Welt dar: Hypothesen werden als epistemologisch richtig befunden, wenn sie sich in der Anwendung auf die Weltgegebenheiten bewähren – oder man lauscht geduldig und offen, lässt sich auf die Vielfalt der Welt ein und vertraut darauf, dass die Welt in ihrem Sein erkennbar sei.

Die äußerst lebhaften Fragerunden nach den Vorträgen waren einerseits von einem hohen Anspruch an die Erkenntnismöglichkeiten des Menschen geprägt und brachten andererseits immer wieder auch den Wunsch nach lebenspraktischen Forderungen des Gehörten zum Ausdruck: Die Jugendlichen wollen nicht nur philosophieren, sondern auch als verantwortungsvoll in der Welt Handelnder ihr eigenes Leben gestalten.

In den verschiedenen Seminare und Workshops vertieften die Beteiligten spezielle Bereiche des Lebens in wissenschaftlicher oder künstlerischer Weise und konnten verschiedene Fertigkeiten erwerben wie fremde Sprachen, bildnerisch-künstlerisches Tun oder Bewegungskünste. An den Abenden diskutierten DozentInnen und TeilnehmerInnen in kleinen Gruppen im Nachtcafé und reflektierten so noch einmal gemeinsam das am Tag Gelernte.

Über das Kasseler Jugendsymposion
Zweimal im Jahr wird Kassel zum kulturellen Begegnungspunkt, wenn rund 250 Jugendliche aus ganz Deutschland auf den vom Bund der Freien Waldorfschulen unterstützten Jugendsymposien intensiv an aktuellen Zeitfragen arbeiten. So können die SchülerInnen und Studierenden mit wegweisenden Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur ihre Visionen teilen und lebhaft diskutieren. Dadurch soll der Wunsch und das Bedürfnis nach aktiver zivilgesellschaftlicher Beteiligung geweckt und zur Übernahme der Verantwortung für die eigenen Bildungs- und Lernprozesse angeregt werden. Die Symposien verstehen sich in diesem Sinne als Zukunftswerkstatt. Das 10. Kasseler Jugendsymposion findet vom 19.-22. Juni 2014 zum Thema „Empathie“ statt (www.jugendsymposion.de).

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 232 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.