Freie Schulen als Zeichen

Stuttgart, 24.02.2011/CU. Der Bund der Freien Waldorfschulen weist die Kritik der Friedrich-Ebert-Stiftung zurück, nach der die freien Schulen zu einer Spaltung der Gesellschaft beitrügen. Die Veröffentlichung erscheint als unseriös und irreführend, ihr liegt keine eigene empirische Erhebung zugrunde. Außerdem wird vernachlässigt, dass durch die restriktiven Zuschüsse für das freie Schulwesen erst Schulgelder erhoben werden müssen, die für geringer verdienende Elternhäuser eine Barriere darstellen können.

Die von Eltern gegründeten Waldorfschulen sind eine Realität der Zivilgesellschaft und des bürgerlichen Engagements und keineswegs ein Anzeichen für eine „fortschreitende Entsolidarisierung“ der Gesellschaft. „Wer den mündigen Bürger ernst nimmt, gesteht ihm auch zu, dass er selbst entscheiden kann, welche Pädagogik für sein Kind die Richtige ist“, betont dazu Albrecht Hüttig vom Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen in Stuttgart. Hüttig bezog sich damit auf die vor kurzem von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichte Kritik am freien Schulwesen.

Die SPD-nahe Stiftung hatte in einer Veröffentlichung des Bildungsforschers Manfred Weiß die These vertreten, die freien Schulen trügen zu einer Spaltung der Gesellschaft bei und würden in ihrer pädagogischen Leistungsfähigkeit im Verhältnis zu den staatlichen Schulen überschätzt. Das Vorgehen in dieser „Studie“, der keine eigene empirische Erhebung zugrunde liege, sei methodologisch unseriös und irreführend, so Hüttig. Es stelle sich die Frage, warum die Ebert-Stiftung eine derart unzulängliche Schrift veröffentliche.

„Die Botschaft von Manfred Weiß ist eindeutig: Der Staat hat die freien Schulen kurz zu halten“. Die Höhe der Zuschüsse für die freien Schulen sei eine politische Entscheidung der Bundesländer. Diese handhabten die Zuschüsse teilweise derart restriktiv, dass deren Verfassungskonformität in Frage gestellt werden müsse. Es sei festzuhalten, dass das Grundgesetz einer Vollfinanzierung der freien Schulen, wie sie beispielsweise in den Niederlanden praktiziert werde, nicht entgegenstehe.

Dass die freien Schulen durch diese politische Praxis gezwungen seien, Schulgeld in erheblicher Höhe zu verlangen und dadurch eine Barriere für weniger verdienende Elternhäuser zu errichten, werde von Weiß nicht berücksichtigt. „Waldorfschulen in sozialen Brennpunkten haben die Erfahrung gemacht, dass keine zusätzlichen Leistungen für ihre spezifischen Aufgaben zur Verfügung gestellt wurden“, so Hüttig. Ohne Stiftungsgelder seien keine Gründungen wie die der Interkulturellen Waldorfschule in Mannheim möglich gewesen.

Auch die zweite These der Publikation der Ebert-Stiftung, nach der die Qualität der freien Schulen überschätzt werde, sei nicht stichhaltig. Weiß stütze sich lediglich auf eine einzige Studie über ehemalige Waldorfschüler und ignoriere beispielsweise Ergebnisse wie die der PISA-Studie zu Naturwissenschaften in Österreich. Dort waren Waldorfschulen 2006 separat ausgewertet worden, ihre Schüler hatten teilweise bessere Ergebnisse als der OECD-Durchschnitt erzielt.

Nicht einbezogen worden seien außerdem Gutachten wie das von Wößmann/West (Ifo-Institut in Zusammenarbeit mit der Harvard University), die nachweisen, dass freie Schulen maßgeblich zu einer Qualitätsverbesserung des Bildungswesens insgesamt beitragen. Das staatliche Schulwesen habe den freien Schulen, insbesondere den Waldorfschulen, viele Reformansätze zu verdanken, betonte Hüttig abschließend.

Der Bund der Freien Waldorfschulen bringt das Thema „Freie Schulen für alle“ in einer Podiumsdiskussion auf der diesjährigen didacta in Stuttgart zur Sprache.
Donnerstag, 24.02.2011, 11:00 Uhr
Halle 9, Stand E38

Link/Literaturhinweis :

Zu PISA Österreich : www.bifie.at/buch/322/9/6


Zum Wößmann/West-Gutachten:
West, Martin R./Wößmann, Ludger: Every Catholic Child in a Catholic School”: Historical Resistance to State Schooling, Contemporary Private Competition and Student Achievment across  Countries in Economic Journal 2010 S.229-255 vgl. Auch FAZ vom 29.9.2010 S. N 3

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