Fußball mit nachhaltiger Bildung verbinden – Ex-Waldorfschüler gründete vorbildliches Projekt in Südafrika

Florian Zech

Hamburg/Stuttgart, 21. August 2014/CU/CMS. Seit diesem Jahr steht Florian Zech (27) mit Nobelpreisträger Prof. Thomas C. Südhof sowie den Schauspielern Sandra Bullock und Wotan Wilke Möhring neben anderen in der Liste der bekanntesten <link thewaldorfs.waldorf.net/publicreports/php/FamousAlumniByNames.php _blank external-link-new-window "Öffnet einen externen Link in einem neuen Fenster">Waldorf-Alumni</link>. Der Absolvent der Freien Waldorfschule Prien/Oberbayern gründete als Zivildienstleistender 2006 <link www.edufootball.org/de/ _blank external-link-new-window "Öffnet einen externen Link in einem neuen Fenster">„Amandla“</link>, ein beispielhaftes und nun von der UN empfohlenes Bildungsprojekt in den Townships von Kapstadt/Südafrika.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass es Fußball mit nachhaltiger Bildung für die benachteiligten Kinder und Jugendlichen der Townships verbindet und ihnen so wichtige Lebenschancen eröffnet. Das Wort „Amandla“ kommt aus der Zulu- bzw. Xhosa-Sprache und bedeutet „Stärke“. Deutsche Spitzenfußballer wie Oliver Kahn und Philipp Lahm unterstützen das Projekt im Rahmen ihrer selbst gegründeten Stiftungen. Auch Michelle Obama war schon zu Gast, ebenso wie der Weggefährte von Nelson Mandela, Bischof Desmond Tutu.

Inzwischen profitieren rund 3.000 Kinder und Jugendliche in der Region Kapstadt von dem Amandla-Konzept, das Fair-play-Fußballspielen mit der Förderung von Sozialkompetenz, Hausaufgabenbetreuung und neuerdings auch mit staatlich anerkannten Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten koppelt.

Angefangen hat alles, als der Abiturient Florian Zech aus seiner idyllischen bayerischen Heimat am Chiemsee nach Kapstadt aufbrach. In einem Waisenhaus in Khayelitsha, dem größten Elendsviertel der Stadt, wollte er seinen Zivildienst leisten. Zech, inzwischen Geschäftsführer des Amandla-Projekts mit rund 40 Mitarbeitern in Kapstadt, erinnert sich: „Das war schon ein gewaltiger Bruch in meinem Leben. Ich habe gemerkt, wie privilegiert ich da aufgewachsen bin in Oberbayern. Es war erschütternd, zu sehen, wie bereits die Kinder diesen gewalttätigen Lebensverhältnissen ausgesetzt sind. Die Jugendlichen in Khayelitsha hatten einfach keine Chance, mit 15 waren die Jungen in einer Gang und nahmen Drogen oder die Mädchen wurden schwanger. Ich dachte: Das geht so nicht, da muss man etwas tun.“

Vor allem nach der Schule gab es kaum Beschäftigung und damit fing aus der Sicht von Mr. Flo, wie er heute im Projekt heißt, das Problem an. „Als ich merkte, wie sich um jeden Fußball, der irgendwo rumlag, sofort eine Traube von Kindern bildete, war die Idee geboren. “Zusammen mit den Jugendlichen entwickelte Zech das Fairplay-Modell, bei dem es Punkte für gutes Verhalten auch außerhalb des Fußballplatzes gibt. Ein Pilotprojekt entstand schon während der Zivildienstzeit. Als Zech merkte, wie positiv die Jugendlichen auf sein Modell reagierten, suchte er Unterstützer und brachte „Amandla“ auf den Weg: „Das ging nur, weil ich von Anfang an ein Netzwerk hatte, in Deutschland und in Südafrika, Mentoren, die an meine Idee und meinen Enthusiasmus glaubten und mich unterstützten, z.B. Unternehmer in Deutschland und eine Wissenschaftlerin in Kapstadt.“

Es ist die märchenhafte Geschichte eines „Start up“-Unternehmens, die aber nicht in der New Economy, sondern im sozialen Sektor spielt und auch mit einer globalen Vision verbunden ist: Alle Kinder und Jugendlichen sollen ihre Potenziale entfalten können, auch diejenigen in den Elendsvierteln der neuen Megastädte. Fragt man Florian Zech, woher er den Mut für sein Projekt genommen und inwieweit seine Zeit an der Waldorfschule ihn begünstigt hat, so meint er: „Darüber habe ich noch nicht so viel nachgedacht, kreativ musste ich schon sein, das könnte zusammenhängen. Ansonsten macht mir dieses Unternehmerische großen Spaß und das konnte ich mit dem Projekt ja verwirklichen.“ Ein Standbein hat das Projekt auch in Deutschland, denn Zech hat zusammen mit Jakob Schlichtig, ebenfalls Waldorf-Alumnus, einen deutschen gemeinnützigen Verein mit Sitz in München gegründet. Dort werden die Fundraising-Projekte und Administration unterstützt und die globale Umsetzung des Modells von Amandla begleitet.

Inzwischen hat die südafrikanische Regierung die Tätigkeit von Amandla für die nächsten zehn Jahre auch finanziell abgesichert und wissenschaftliche Evaluationen belegen die Wirksamkeit des Modells bei der Verbesserung der Schulleistungen und im Kampf gegen Kriminalität und Drogenmissbrauch. Was zunächst in der Township improvisiert wurde, hat einen festen Platz gefunden: Kunstrasenplatz plus angeschlossenem Bildungszentrum. Ein zweites wird gerade in Kapstadt gebaut, ein weiteres Zentrum soll in Johannesburg entstehen. Interesse gibt es u.a. aus anderen Ländern Afrikas und aus Brasilien. Außerdem steht ein Reimport des Amandla-Konzepts in die deutsche Heimat bevor: Im Berliner Stadtteil Neukölln soll ein vergleichbares Projekt entstehen. Auch hier wird an den Freizeitinteressen angeknüpft, die dann mit nachhaltiger Bildung verbunden werden. Amandla gehe es um einen Zusatz zum offiziellen Bildungswesen, der den Nachmittag abdeckt und zugleich Schulteilnahme fördert. „Wir sind so etwas wie ein unabhängiges Ganztagsschulkonzept“, betont Florian Zech.

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 232 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.