Jedes Kind ein Könner – Waldorfpädagogik praxisnah und allgemeinverständlich

Maria Kafitz im Gespräch mit Henning Kullak-Ublick auf der didacta 2014

Stuttgart/Hamburg, 24. April 2014/CMS. Passend zum UNESCO-Welttag des Buches informiert der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) über das kürzlich im Verlag Freies Geistesleben neu erschienene Buch „Jedes Kind ein Könner“ des erfahrenen Waldorfklassenlehrers und BdFWS-Vorstandsmitglieds Henning Kullak-Ublick. Das Buch gibt anschaulich und praxisnah Antworten auf häufig gestellte Fragen und geht auf bekannte Vorurteile ein. Eine detaillierte Lehrplan-Übersicht und Farbfotos runden das auch als eBook erhältliche Werk ab, das sich besonders für Eltern vor der Schulentscheidung eignet.

„7:40 Uhr. Wanja und Leander, sechs Jahre alt und Zwillinge, klettern wie jeden Morgen vor der Schule aus dem Auto ihrer Mutter. Leander flitzt über den Hof ins Schulhaus und fängt um 7:42 Uhr damit an, die Hausschuhe seiner Klassenkameraden zu vertauschen. (...) Um 8:00 Uhr haben endlich alle ihre „Puschen“ gefunden, sind von mir per Handschlag begrüßt worden und über einen langen Balken in die Klasse balanciert, wo sie es sich auf den im Kreis angeordneten Bänken gemütlich machen. Alle Kinder sind jetzt richtig angekommen, und der Unterricht kann beginnen. Alle Kinder? Nein, eine Ausnahme gibt es: Um 8:10 Uhr öffnet sich noch einmal ganz leise die Klassentür, und Wanja kommt herein."

So beginnt eines der für die LeserInnen lehrreichen Beispiele, ermöglichen sie doch einen realistischen Eindruck vom tatsächlichen Leben an der Waldorfschule, um die sich immer noch viele Bilder und (Vor)urteile ranken. Das in 16 Kapitel gegliederte Buch bietet eine ebenso bunte wie leicht lesbare Einführung in die Waldorfpädagogik, die nicht nur für Eltern, Großeltern, Paten oder sonstige „Waldorfneulinge“ interessant ist, denn der Autor Kullak-Ublick richtet immer den Blick auf konkrete Kinder und Unterrichtserfahrungen: „Theorien sind wichtig, aber der Wirklichkeitstest findet in der Praxis statt.“

Dieser Ansatz ermöglicht dem Leser ein vertieftes Verständnis der waldorfpädagogischen Grundlagen und untermauert die dazwischen gestreuten Antworten auf Fragen wie „Ist die Waldorfschule elitär und nur für wohlhabende Familien geeignet? Welche Schulabschlüsse kann man dort machen? Sind die Kinder ohne Noten und Sitzenbleiben überhaupt zum Lernen motiviert? Wird an der Waldorfschule nicht nur eine heile Welt vorgegaukelt? Wie sieht es mit Computerunterricht aus? Warum haben Kinder in den ersten acht Jahren denselben Klassenlehrer? Wird man an der Waldorfschule weltanschaulich unterrichtet?“

Auf diese Weise ist ein Werk entstanden, dass die LeserInnen mitdenken lässt, um „gemeinsam“ mit dem Autor Wege zu entwickeln, wie ein Unterricht aussehen könnte, der den introvertierten, bedächtigen Wanja, den flink denkenden und handelnden Leander und noch 30 anderen kleinen Individualitäten gerecht wird. Immer geht es zunächst darum, dass der Lehrer jeden in seinen Fähigkeiten wahrnimmt, wertschätzt und fördert, dabei aber gleichzeitig nicht die Schwächen aus den Augen verliert. „Selbsterziehung ist für mich hierbei die Grundlage jeder Erziehung – so formulierte Rudolf Steiner es bereits 1919 – denn wenn alle beständig am Lernen sind, gehen sie gemeinsam auf Entdeckungsreise“, erklärt der erfahrende Praktiker Kullak-Ublick, der sich ausdrücklich bei allen Kindern und Jugendlichen bedankt, die 27 Jahre lang seine Lehrer waren.

Henning Kullak-Ublick
Jedes Kind ein Könner – Fragen & Antworten zur Waldorfpädagogik Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2014,
Gebundene Ausgabe: 147 Seiten
Euro 19,90
ISBN 978-3-7725-2725-8

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 232 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.