Investitionen in die Waldorflehrerbildung erneut erhöht worden

Lehrerbildung an der Freien Hochschule Stuttgart

Stuttgart/Hamburg, 8. November 2013/CU. Die Waldorfschulbewegung hat im Schuljahr 2012/13 ihre Ausgaben für die Lehrerbildung erneut erhöht, von 8,5 Mio. Euro auf 9 Mio. Euro. Das geht aus dem Finanzüberblick hervor, der jetzt im neuen Jahresbericht Waldorf veröffentlicht worden ist.

Der überarbeitete Blickpunkt Nr. 3 des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) informiert aktuell zudem über alle Hochschulen und Seminare der Waldorfschulbewegung und ihre Ausbildungsgänge. Der Beruf des/der Waldorflehrers/In bietet inzwischen sehr gute Perspektiven, denn jährlich sind an Waldorfschulen rund 600 Lehrerstellen neu zu besetzen.

„Der Waldorflehrerberuf ist anspruchsvoll: Er verlangt die Weckung des ‚unentdeckten Erziehers’ mit Phantasie, Beweglichkeit und Erfindergeist, um immer auf der Höhe der Kinder und der Zeit zu sein“, betont BdFWS-Vorstandsmitglied Walter Riethmüller in der Einleitung der Publikation. Von Anfang an sei die Waldorflehrerausbildung auf die konkrete Begegnung mit dem Kind ausgerichtet: Ein gründliches anthropologisch-anthroposophisches Studium und eine intensive künstlerische Schulung bilden die Basis, um Methodik und Didaktik in der konkreten Begegnung mit den Kindern anwenden und stets an die gegebene Situation anpassen zu können. Aus diesem Grund sei Waldorf-pädagogik auch kein Modell oder starres System, sondern erfinde sich stetig neu, so Riethmüller.

Neun Lehrerseminare und Hochschulen im BdFWS sowie vier Ausbildungs-stätten für EurythmielehrerInnen profitieren von den 9 Mio. Euro. Sie bieten sowohl grundständige als auch postgraduierte Ausbildungen zum/zur WaldorflehrerIn an. Auch die einzelnen Waldorfschulen bringen zusätzlich noch Mittel für örtliche und regionale Qualifizierungsmaßnahmen auf. Diese belaufen sich nach Angaben des BdFWS auf rund 2 Mio. Euro jährlich, so dass die Waldorfschulbewegung im Schuljahr 2012/13 insgesamt 11 Mio. Euro in ihre Lehrerbildung investiert hat. Für die Gemeinschaftsaufgabe der Lehrerbildung erhalten die Schulen kaum staatliche Förderung, so dass die Finanzierung fast ausschließlich über die Elternbeiträge erfolgt.

Ausbildungsstätten für WaldorflehrerInnen befinden sich unter anderem in Stuttgart (Freie Hochschule), Mannheim (Akademie für Waldorfpädagogik und Institut für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität), Alfter bei Bonn (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft) sowie in Witten-Annen (Institut für Waldorfpädagogik). Neben der postgraduierten Ausbildung werden dort Vollzeitstudiengänge mit den Abschlüssen Bachelor bzw. Master oder Diplom (Witten-Annen) angeboten. Die Seminare in Berlin, Hamburg, Kassel, Kiel, München und Nürnberg bieten eine postgraduierte Ausbildung zum/zur WaldorflehrerIn an, für die ein Hochschulstudium oder eine andere vergleichbare berufliche Qualifikation Voraussetzung ist.

Die Möglichkeit eines Fernstudiums zum Waldorflehrer eröffnet das Seminar für Pädagogische Praxis in Jena. Ein neues Modell der Waldorflehrerbildung wird außerdem in Nordbayern erprobt. Hier findet die Lehrerbildung in Modulen an den Waldorfschulen statt, um den Studierenden kürzere Wege zum Studienort zu ermöglichen. Außerdem gibt es aus dem gleichen Grund noch zahlreiche weitere sogenannte „Berufsbegleitende Seminare“ über ganz Deutschland verteilt.

Die Waldorflehrerbildung ist auch immer wieder Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen, wie zwei neu erschienene Publikationen zeigen. „Unterrichten an Waldorfschulen – Berufsbild Waldorflehrer: Neue Perspektiven zu Praxis, Forschung, Ausbildung“ von Prof. Heiner Barz (Hrsg.) befasst sich mit den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern der rund 7.000 WaldorflehrerInnen in Deutschland, den Ausbildungsstätten und referiert die Ergebnisse der Bildungsforschung zur Praxis an den Schulen. Die Publikation „Waldorfpädagogik in Praxis und Ausbildung“ von Prof. Dirk Randoll und Prof. Marcelo da Veiga (Hrsg.) stellt die Frage nach den Qualitäten der Waldorfpädagogik, die in einem Spannungsverhältnis zwischen tradierter Praxis und einer Neuausrichtung an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen wird. Beide Publikationen sind 2013 im VS Springer Verlag (Wiesbaden) erschienen.

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 232 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.