Die Rolle der Schulsozialarbeit an der Waldorfschule

Schulsozialarbeit hat als Handlungsfeld über die letzten Jahrzehnte bereits vermehrt an den Regelschulen in Deutschland im Schulalltag Einzug gehalten. Auch an Waldorfschulen gewinnt dieser Bereich seit mehreren Jahren Interesse und Zustimmung. Seit 2017 hat sich eine Bundesfachschaft gebildet, welche sich regelmäßig fachlich austauscht. Jede Waldorfschule braucht ein eigenes, standortbezogenes Konzept, dessen Erarbeitung (wie beim Schutzkonzept) zunächst mit der Bestandsaufnahme und einer Bedarfsermittlung beginnt.

Die Rolle im Arbeitsalltag der Schulsozialarbeit ist dabei eine ganz andere als z. B. die der Klassenlehrer:innen oder in der Ganztagsbetreuung. Es gibt sehr konkrete Aufgaben, die als Ergänzung, Erweiterung und vor allen Dingen Unterstützung im Schulalltag zu verstehen sind. Denn die herausfordernden Lebenssituationen der Schüler:innen nehmen ständig zu: Mobbing- (Cybermobbing), Konflikt- und Gewaltverhalten und Medienkonsum sind allgegenwärtig. Zudem leben die Heranwachsenden heutzutage in komplexeren und vielfältigeren Familienverhältnissen. Es fehlt leider häufig an spezifischer Kompetenz und Fachlichkeit beispielweise im Umgang mit dem Jugendamt und dem SGB VIII, in Mediation und sozialpädagogischer Familienberatung.

Die Schulsozialarbeit arbeitet unter Wahrung der Schweigepflicht gleichermaßen mit Schüler:innen, den Familien und dem gesamten Kollegium zusammen. Bei der Zusammenarbeit mit den Schüler:innen wird der Schwerpunkt auf präventive und intervenierende Angebote gelegt. Auch bei der Zusammenarbeit mit den Eltern ist die Familien- und Erziehungsberatung einer der zentralen Aufgaben. In der Zusammenarbeit mit den Pädagog:innen wird der gemeinsamen Blick auf den Klassenorganismus angeboten, bei herausfordernden Situationen kann eine kollegialen Beratung in Anspruch genommen werden. Auch begleitet bei Bedarf die Schulsozialarbeit Elterngespräche, Klassenfahrten und Ausflüge.

Grundsätzlich nimmt die Schulsozialarbeit je nach Möglichkeit an allen pädagogischen Konferenzen teil. Bei der Zusammenarbeit gelten die jeweiligen Lehrkräfte immer als die ersten Ansprechpartner:innen für die Schüler:innen und deren Familien. Daraus kann sich eine vertrauensvolle, partnerschaftliche, bedarfsorientierte und professionelle Zusammenarbeit entwickeln. Die fachlichen Grenzen werden gewahrt, aber gleichzeitig werden die unterschiedlichen Perspektiven als Gewinn für den pädagogischen Alltag erfahren. Auch die Netzwerkarbeit, also die Vernetzung mit anderen Vereinen, Kindertagesstätten etc., oder auch die Zusammenarbeit mit externen Hilfen (Jugendamt, Therapien etc.) ist ein wichtiger Aufgabenbestandteil für die Schulsozialarbeit an der Waldorfschule. Durch die Netzwerkarbeit können einerseits Kinder, Jugendliche oder Familien schneller in ein größeres Hilfenetz eingebettet werden, und andererseits wird die Waldorfschule dadurch mehr in ihren außerschulischen Sozialraum (Stadtteil, Gemeinde, Nachbarschulen) integriert.

Die Schulsozialarbeit übernimmt aufgrund ihrer Fachlichkeit eine wichtige Funktion im Kinderschutz- und Präventionsteam der jeweiligen Schule ein. Sie arbeitet mit den anderen Gremien (z.B. Vertrauensstelle, Vertrauenslehrer:in, Schüler:innenvertretung, etc.) je nach Ausgestaltung und Gegebenheiten des Schutzkonzeptes zusammen. Dabei kann kein Gremium die Fachlichkeit der Schulsozialarbeit in ihrer Funktion ersetzen. In jedem Fall kann die Schulsozialarbeit Kompetenzen zur Verfügung stellen, damit Gewaltprävention gelingt.

Weitere Infos unter: waldorfschulsozialarbeit.de und erziehungskunst.de (Stichwort: Schulsozialarbeit), Anfragen an die Bundesfachschaft Schulsozialarbeit unter: wss@waldorfschule.de

Fridtjof Meyer-Radkau