Langzeitdokumentation von Maria Knilli

Film 4: „Reden wir von Leben und Tod“

Als Filmemacherin war ich sehr gespannt, was aus den Mädchen und Jungen geworden ist, deren Entwicklung ich schon über die ersten acht Schuljahre mit der Kamera begleitet hatte. Wie „ticken“ sie als junge Erwachsene am Ende ihrer Waldorf-Schulzeit? Ich schlug der zwölften Klasse ein Interview-Projekt vor. Die Zwölftklässler:innen wurden federführend bei der Entwicklung der Themen und gestalteten selbst die Gespräche vor der Kamera. Reflektiert werden die großen Themen des Lebens – politische Fragen, Fragen an die Zukunft, Fragen an sich selbst: Offen, nachdenklichn idealistisch, kritisch und kraftvoll.

Maria Knilli

Filme 1-3: „Guten Morgen, liebe Kinder“, „Eine Brücke in die Welt, „Auf meinem Weg

Drei Dokumentarfilme aus dem Leben und der Entwicklung einer Waldorf-Schulklasse, gedreht während der Klassenlehrer:inzeit, zeigen auf, wie die Kinder mit den Lern- und Arbeitsherausforderungen des Schulalltags umgehen. Die einfühlsame und von der Klasse in kürzester Zeit als selbstverständlich zum Schulleben dazugehörende Kameraführung von Maria Knilli trägt unglaublich viel dazu bei, dass man bereits im ersten Film „Guten Morgen, liebe Kinder“ merkt, dass keinem Kind und keiner Lehrkraft zu nahe getreten wird.

Es sind absolut ehrliche Filme. Zwar durften die Eltern der Klasse immer die Rohfassungen der Filme anschauen und sicher wird auch keine der Lehrerinnen und Lehrer in einer misslungenen Stunde gezeigt, aber man wird als Zuschauer:in mit Unterrichtssituationen konfrontiert, in denen erkennbar ist, wie gut die Zügel gehalten werden müssen, um dieser aufgeweckten Klasse wirklich gerecht zu werden. Die Klassenlehrerin erklärt in vielen eingeschobenen Interviews ihre Motive als Lehrerin und ihren großen Respekt vor der Besonderheit eines jeden Kindes. Weiterhin zeigt sie, wie der Spagat zwischen der klaren Führung und den Freiräumen für selbständiges Arbeiten ermöglicht werden kann.

Während der zweite Film „Eine Brücke in die Welt“ vor allem von den Projekten erzählt, die Christiane Umbach für ihre Klasse und deren Entwicklungs- und Lernschritte wählt, kann der dritte Film „Auf meinem Weg“ die Ernte aus den acht Jahren einfahren. Wenn man sich vielleicht in den ersten beiden Filmen noch gefragt hat, wo das denn hinführen soll, wenn eine Klasse so streng geführt wird – wie kann dadurch eine individuelle Entwicklung gefördert werden? – so kann man in den Interviews sehen, wie klar und selbstbewusst die jungen Menschen jetzt auftreten und ganz individuell ihre Sicht auf ihre Schulzeit, ihre Lernmotivation und auch ihre Lehrerinnen und Lehrer vortragen können.

Christian Boettger