Aktuelle Lage

Aktuell bieten bereits rund 80 Prozent der Waldorfschulen in Deutschland eine nicht-schulische Betreuung an, je nach Bundesland nennt sich das Kernzeit, Hort oder offene, teilgebundene oder gebundene Ganztagsschule (GTS). Je nach Bundesland arbeiten dort entweder ausschließlich Fachkräfte oder auch pädagogische Laien. 

Eine Ausbildung zum:zur Waldorferzieher:in bieten die Ausbildungsstätten der Vereinigung der Waldorfkindergärten.

Einige Waldorfpädagogik-Seminare bieten bereits seit mehreren Jahren erfolgreich Weiterbildungen zur Tätigkeit im Ganztag (Hort) an (s.u. „Weitere Standorte“).

Fortbildung zum:zur Waldorfpädagog:in für die Ganztagsschule

Damit ab 2026 alle Waldorfschulen ein waldorfpädagogisches Angebot für den Ganztag machen können, startet ab Herbst 2024 außerdem an zunächst fünf Standorten, in Deutschland verteilt, eine eigene Fortbildung zum:zur Waldorfpädagog:in für die Ganztagsschule: München, Stuttgart, Dortmund, Hamburg und Berlin. Dozent:innen, die sonst grundständig Waldorferzieher:innen ausbilden, führen die Weiterbildung durch.

Das neue Angebot richtet sich an Menschen, die jetzt schon in Waldorfschulen arbeiten oder die bereits staatlich geprüfte Erzieher:innen sind, aber noch keine waldorfpädagogische Ausbildung haben. Es läuft über einen Zeitraum von zwei Jahren und beinhaltet 400 Unterrichtsstunden, inklusive einer Praktikumsphase. Nach erfolgreicher Lehrprobe erhalten die Absolvent:innen ein Zertifikat.

Im Abschnitt unten, „Standorte für die Weiterbildung“, gelangen Sie direkt zu den Kontaktdaten und Anmeldemöglichkeit.

Nur gemeinsam ist Bildung am ganzen Tag möglich

Ziel jeder Aus- und Weiterbildung ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten vor Ort an den Schulen in einen Dialog auf Augenhöhe zu gehen, um das richtige Konzept für die Ganztagsbetreuung an der jeweiligen Schule zu entwickeln. Multiprofessionelle Teams sollen die sinnvolle Tagesgestaltung der Kinder neu konzipieren. Darüber hinaus lässt sich mit der Zusammenarbeit von Lehrkräften, Sozialpädagog:innen und Erzieher:innen die Qualität von Waldorfpädagogik an den Schulen erheblich verbessern. Für diesen Mut und die Entwicklungskraft steht auch die Abkürzung WagT (Waldorf am ganzen Tag)!

Im Interview in der Zeitschrift Erziehungskunst lesen Sie mehr zur Idee von Waldorf am ganzen Tag.

Waldorf oder Waldorfschule am ganzen Tag?

Das zertifizierte Weiterbildungsangebot „Waldorf am ganzen Tag“ befähigt Mitarbeiter:innen im Nachmittagsangebot von Waldorfschulen, mit entsprechender (waldorf)pädagogischer Expertise tätig zu sein.

Die Idee einer Waldorfschule am ganzen Tag kann sich noch entwickeln: Wie ließe sich ein Schultag strukturieren, der (für alle Klassen) den ganzen Tag umfasst: rhythmisiert und Freiräume schaffend, den ganzen Tag nutzend, vielleicht sogar später mit dem eigentlichen Unterricht beginnend…

Das Ganztagsförderungsgesetz beinhaltet den Anspruch jedes Kindes, ganztägig „gefördert“ zu werden mit einem Betreuungsumfang von 8 Stunden am Tag (ab 2026/2027, 1. Klasse und jährlich wachsend bis Klasse 4, Details s.u.). Die Bundesländer formulieren selbst aus, wie diese Förderung geleistet werden soll.

Im Dezember 2021 hat der Bundestag das neue Ganztagsförderungsgesetz beschlossen. Es sagt aus, dass in Deutschland ab August 2026 zunächst alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch darauf haben, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch soll in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden, damit ab August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen 1 bis 4 einen Anspruch auf ganztägige Betreuung hat. Der Rechtsanspruch wird im Achten Sozialgesetzbuch (SGB VIII) geregelt und sieht einen Betreuungsumfang von acht Stunden an allen fünf Werktagen vor. Der Rechtsanspruch soll auch in den Ferien gelten, lediglich vier Wochen im Jahr muss es keine Betreuung geben. Eine Pflicht für Eltern, das Angebot für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen, gibt es nicht. Organisieren müssen das offiziell «Ergänzende Förderung und Betreuung» (eFöB) genannte Projekt die Kommunen, die sich jedoch an ihr jeweiliges Schulgesetz in ihrem Bundesland halten müssen. Der Bund gibt dafür rund 3,6 Milliarden Euro, wie die Länder dies jedoch weiter nach unten verteilen, ist noch offen.

Waldorfschulen sind als Ersatzschulen nicht verpflichtet, das Gesetz umzusetzen, handeln sich aber absehbar Nachteile ein, wenn sie hinter vergleichbaren Leistungen der benachbarten staatlichen Schulen zurückfallen. Hintergrund für die Ausrufung des Weiterbildungsprogramms "Waldorfpädagog:in für die Waldorfschule" ist die Zielsetzung, dass die Waldorfschulen anders als die staatlichen Schulen im September 2026 bereits für alle vier Grundschulklassen „Bildung am ganzen Tag“ anbieten könnten. 

Themenbereiche einer zertifizierten Weiterbildung für die schulische Ganztagsbetreuung an Waldorfschulen im Rahmen der Vereinigung der Waldorfkindergärten und des Bundes der Freien Waldorfschulen

A. Allgemeine Grundlagen

  • Menschenkunde und Entwicklungsaufgaben im Übergang vom 1. Jahrsiebt, im 2. Jahrsiebt, im Übergang zum 3. Jahrsiebt

B. Methodisch-Didaktisches

  • Gestaltung von Zeit und Raum: Bedeutung rhythmischer Abläufe und gestalteter räumlicher Umgebung, Grundbedürfnisse von Kindern in zeitlicher und räumlicher Hinsicht, Möglichkei-ten der Festgestaltung
  • Bedeutung und Voraussetzungen des freien Spiels, Gruppenspiele etc.

C. Eigenes künstlerisches und handwerkliches Tun

  • (Sprachgestaltung, Eurythmie, Musik, Plastisch-bildnerisches Gestalten, Werken, Handarbeiten…)

D. Zusammenarbeit

  • Zusammenarbeit mit Sorgeberechtigten (Grundlagen und Formen), Gesprächsführung
  • Zusammenarbeit im Team, mit der Schule, Prinzipien und Formen der Selbstverwaltung, Kon-ferenzgestaltung, Evaluation der eigenen Arbeit, Qualitätsentwicklung

E. Gesellschaftliches Umfeld

  • Kind und Digitalisierung, Kind und Medien, Spielzeug heute
  • Rechtsfragen zur Ganztagsbetreuung (Aufsichtspflicht, Sorgerecht, Kindeswohl, Datenschutz

F. Erstellung einer Facharbeit und Kolloquium (Präsentation)

G. Begleitende Tätigkeit in der Praxis der schulischen Ganztagsbetreuung

  • Praxisberatung, Praxisreflexion

Das gesamte Curriculum finden Sie auf den Seiten der verschiedenen Einrichtungen.
 

Waldorfbildungsseminar Berlin
Monumentenstraße 13b
10829 Berlin 
waldorfkindergartenseminar-berlin.de

Seminar für Waldorfpädagogik Hamburg 
Hufnerstr. 18 - 22083 Hamburg 
waldorfseminar.de

Seminar für Waldorfpädagogik Dortmund 
Mergelteichstr.45
44225 Dortmund 
waldorfseminar-dortmund.de

Waldorferzieherseminar Stuttgart
„Gesunder Ganztag für das Schulkind“
Heubergstr.11
70188 Stuttgart 
waldorferzieherseminar.de

Südbayerisches Seminar für Waldorfpädagogik 
und Erwachsenenbildung München e.V. 
Max-Proebstl-Straße 7
81929 München 
waldorfseminar-muenchen.de 

Campus Mitte-Ost
Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen
Ort: Freie Waldorfschule Leipzig
Berthastraße 15
04357 Leipzig
campus-mitte-ost.de/angebote/hortnerin/