Reichsbürger-Vorwurf in Ravensburg: Bund der Freien Waldorfschulen setzt Schule Frist

Berlin, 21. April 2023 (NA): Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS), die Dachorganisation von 253 Waldorfschulen in Deutschland, fordert über die bisher getroffenen arbeitsrechtlichen Maßnahmen hinaus von der Ravensburger Waldorfschule sofortige Aufklärungsarbeit und Gespräche mit weiteren Lehrkräften, die gegen das Neutralitätsgebot verstoßen haben sollen.

„Sollten hier in den nächsten Tagen keine wirksamen Maßnahmen zur lückenlosen Aufarbeitung getroffen werden, werden wir über weitere Konsequenzen entscheiden“, erklärt Vorstand Nele Auschra, Sprecherin des BdFWS. „Untätigkeit dulden wir als Verband nicht: schwerwiegende Versäumnisse von Schulen haben Konsequenzen, die bis zum Ruhen der Mitgliedschaft – und letztlich dem Ausschluss aus dem Verband führen können“.

Zum Hintergrund: Am 18.04.2023 berichtet ZEIT online unter der Überschrift „Wenn ein Reichsbürger an der Tafel steht“ über die Freie Waldorfschule Ravensburg, an der ein Lehrer Reichsbürgerthesen vertreten haben soll – auch im Unterricht. Zeugen dieser Auftritte wandten sich darauf an ihre Eltern, die wiederum den Bund der Freien Waldorfschulen und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg (LAG BW) informierten. Beide Verbände sind daraufhin in Gespräche mit der Schule eingetreten und haben auf eine lückenlose Aufklärung und das Ergreifen arbeitsrechtlicher Maßnahmen bestanden. Als Konsequenz wurde derjenige Lehrer, der mit Reichsbürgerthesen aufgetreten ist, von der Freien Waldorfschule Ravensburg entlassen. Bei weiteren Lehrpersonen, die demokratiefeindlichen Haltungen nahestehen sollen, stehen Untersuchung zur Aufklärung noch aus. Die Verbände fordern eine externe Beratung und Begleitung der Schulgemeinschaft, z.B. durch den Verein Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus e.V. (bildung-gegen-rechts.de). Die Mitglieder des Vereins sind seit Jahren erfolgreich und mit hoher Reputation an Waldorfschulen und anderen Bildungseinrichtungen beratend aktiv und arbeiten dabei eng vernetzt mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren gegen Rechtsextremismus.  

Abwegig ist die Unterstellung des ZEIT-online-Autors, auf einer Schulratsversammlung wäre eine Drohkulisse gegenüber den Hinweisgebenden aufgebaut worden. Teilnehmende berichten im Gegenteil von einem Aufruf an die Schulgemeinschaft, jeden Verstoß gegen das Neutralitätsgebot von Schulangehörigen öffentlich zu machen – um als Schule sofort dagegen vorgehen zu können und eine gemeinsame Aufklärungsarbeit anzugehen.

Waldorfschulen wehren sich aktiv gegen die Verbreitung jeglicher demokratiefeindlicher Haltungen. Als Dachverband informiert der BdFWS seine Mitglieder permanent und unterstützt seine Schulen gegen jeden Versuch rechter Einflussnahme. „Sollte ein Verdachtsfall aufkommen, prüfen wir diesen und unterstützen gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft die Schule dabei, die entsprechenden juristischen Konsequenzen gegenüber den Verantwortlichen zu ziehen und vor allem dabei, Aufklärungsarbeit zu leisten“, erläutert Auschra das Vorgehen.
 

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 253 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule. Siehe auch waldorfschule.de.

Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V., pr@waldorfschule.de.