Stuttgarter Zeitung: Heftiger Richtungsstreit

Am 08.12.2022 berichtet die Stuttgarter Zeitung über eine Auseinandersetzung im Rudolf Steiner Haus in Stuttgart. Dabei ging es um einen von der Anthropsophischen Gesellschaft Stuttgart eingeladenen Referenten, dessen Vortrag letztlich abgesagt wurde. Im Bericht werden die Anthroposophische Gesellschaft und die Waldorfschulen fast unterschiedslos thematisiert. Der Bund der Freien Waldorfschulen nimmt dazu Stellung:

Bund der Freien Waldorfschulen stellt klar: Kein Konflikt innerhalb der Waldorfbewegung

Im Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) haben sich die deutschen Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen, Aus- und Weiterbildungsstätten für Waldorfpädagogik sowie die Länder- und regionalen Arbeitsgemeinschaften (LAG) für Waldorfpädagogik zusammengeschlossen. BdFWS und LAGs engagieren sich außerdem in den Zusammenschlüssen von Schulen in Freier Trägerschaft auf Bundes- und Landesebene, wie der Arbeitsgemeinschaft freier Schulen (AGFS).

Nele Auschra, Vorstandsmitglied und Sprecherin, bekräftigt: „Waldorfschulen als anerkannte Schulen in freier Trägerschaft verstehen sich selbstverständlich als Teil der deutschen Schullandschaft – und das ist gut und richtig so!“ Schulen in freier Trägerschaft ergänzen und diversifizieren das Angebot an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. Sie unterliegen in rechtlicher Hinsicht der staatlichen Schulaufsicht, haben jedoch die grundgesetzlich verbriefte Freiheit, einen eigenen pädagogischen Ansatz zu verfolgen und ihre Unterrichtsgestaltung diesem anzupassen. Auch die Bewertung von Leistungen (z.B. durch individuelle Textzeugnisse und Kompetenznachweisen) können sie nach eigenen Maßstäben vornehmen. Waldorfschulen nutzen dies durch eine stärkere Einbeziehung von musischen, künstlerischen und handwerklichen Fächern in den regulären Unterricht und der individuellen Entwicklungsbegleitung der einzelnen Schüler:innen.

„Ja, wir arbeiten auf der Basis eines Menschenbildes, das die individuelle Entwicklung jedes Menschen würdigt. Dieses Menschenbild ist aus der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie – die ‚Weisheit vom Menschen‘ – abgeleitet. Unsere darauf aufbauende Pädagogik, ihre Methodik und Didaktik, entwickeln wir kontinuierlich weiter, auch im Dialog mit den Erziehungswissenschaften“, führt Auschra weiter aus. „Dies bedeutet aber nicht, dass jede oder jeder, der sich mit der Anthroposophie beschäftigt und daraus abgeleitete individuelle Erkenntnisse zum Beispiel im Internet verbreitet, etwas mit unseren Schulen zu tun hat.“

Ganz im Gegenteil hat der BdFWS zuletzt verhindert, dass der Name „Rudolf Steiner“ für ein Bildungsangebot eines Dozenten und Youtubers verwendet wird, dessen Aussagen nicht mit der Grundhaltung der deutschen Waldorfschulen, wie sie zum Beispiel in der Stuttgarter Erklärung des BdFWS festgehalten ist, übereinstimmt.