Freie Schulen: Mehr Weltanschauungen, bitte! Podiumsdiskussion zur Vielfalt in der Bildungslandschaft


Stuttgart, 10. März 2023 (MR/BB): Mut zu mehr Weltanschauung – im Sinne einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft. So könnte das Fazit einer Podiumsdiskussion im Rahmen der didacta Bildungsmesse anlässlich der aktuellen Dokumentation „ARD Wissen, Frank Seibert in der Waldorfschule“ lauten. Proaktiv luden die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg und der Bund der Freien Waldorfschulen im Nachgang der Sendung zum presse-öffentlichen Gespräch und stellten sich damit den Fragen der Öffentlichkeit. 

„Bildung an sich ist doch Auseinandersetzung mit Weltanschauungen“ so Christina Metke, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Baden-Württemberg. Es sei geradezu erforderlich, dass sich Menschen zu Weltanschauung bekennen, um in einer demokratischen Gesellschaft leben zu können. Wichtig sei dabei zu wissen, dass sich alle Schulen in freier Trägerschaft selbstverständlich dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet haben. „Es ist elementar für die Vermittlung von Werten, wenn diese vielfältig sind und nicht dogmatisch. Schulen in freier Trägerschaft haben den Auftrag, Vielfalt in die Bildungslandschaft zu tragen und diese lebendig zu halten“, fordert Metke. Umso wichtiger, diese mit den staatlichen Schulen gleichzustellen: „In einem wirklich gerechten System folgt das Geld dem Kind. Es trägt dieses im Rucksack und ob es sich dann eine freie KiTa, eine Waldorfschule oder eine staatliche Realschule aussucht bleibt ihm überlassen“, skizziert Metke das holländische Modell der Schulfinanzierung.

Schulen in freier Trägerschaft, wie alle sogenannten Ersatzschulen, leisten nicht nur einen elementaren Beitrag zu einer demokratischen Bildung und Stärkung unserer pluralistischen Gesellschaft, sondern entlasten finanziell den Staat. Die Möglichkeit der Eltern, sich eine freie Schule für ihre Kinder zu wählen, führt zu einer Art Qualitätssicherung durch Kundenzufriedenheit. Denn wenn Eltern mit der Schule ihrer Kinder nicht zufrieden seien, verließen sie diese einfach wieder – diese Freiheit gibt es an öffentlichen Schulen so nicht, sagt Christoph Sander, geschäftsführender Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen Baden-Württemberg.

Zur Frage, welche Rolle die Anthroposophie in der Frage der Lehrer:innenausbildung spielt, regt Prof. Jost Schieren, Dekan der Alanus Hochschule Alfter an, dass die „Anthroposophie als ein Tool für gute Waldorfpädagogik“ verstanden werden kann. Der diskursive Umgang mit den Grundlagen von Pädagogik führe zu lebendiger Pädagogik, die weltweit über Religions- und Kulturgrenzen hinweg funktioniere, stellt Schieren fest.

Die Lehrer:innenbildung sei insofern eine wissenschaftliche Ausbildung, als Waldorfpädagogik in akkreditierten Studiengängen unterrichtet werde und ein Hochschulabschluss in der Oberstufe selbstverständlich sei, führt Ulrike Hans, Dozentin an der Freien Hochschule Stuttgart, weiter aus.

Zudem unterliegen nach Schieren auch Waldorflehrende selbstverständlich der Schulaufsicht und sind verpflichtend alle staatlich genehmigt. Schieren betont, dass es „keine Lehrkraft an einer Waldorfschule gibt, die nicht durch ein Bundesland die Lehrgenehmigung erhalten hat“. Dass nicht alle Lehrkräfte ein Hochschulstudium vorweisen, erklärt sich vielmehr aus dem breit aufgestellten Fächerangebot an einer Waldorfschule. Ein Schreiner müsse die hohe Fachkompetenz aus seiner Ausbildung nachweisen, ergänzte Hans.

Letztendlich zeigten sich die Podiumsteilnehmer:innen erfreut über die differenzierte Berichterstattung. Kritische Auseinandersetzung ist ein entscheidendes Element und die Basis unserer Demokratie, zu der Schulen in freier Trägerschaft einen großen Teil beitragen.

Waldorfschulen präsentieren sich vom 07.-11.03.2023, in Halle 7, Stand C70 auf der diesjährigen didacta in Stuttgart. Weitere Infos und Programm: waldorfschule.de.
 

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 253 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.500 Schüler:innen eine Waldorfschule. Siehe auch waldorfschule.de.

Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V., pr@waldorfschule.de.