Freie Waldorfschule Weimar - Vereinbarung und Aufarbeitung

Hamburg, 23.03.21 (HKU/EW): Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) vereinbart mit der Waldorfschule Weimar mehrteiligen Maßnahmenkatalog zur Gewaltprävention und Aufarbeitung ungelöster innerschulischer Konflikte. Die Umsetzung aller getroffenen Vereinbarungen bis Ende Mai sei die Voraussetzung, ein vom Vorstand des BdFWS Anfang März eingeleitetes Ausschlussverfahren aus dem Verband abzuwenden.

An der Schule hatte es in der Vergangenheit mehrere verbale und/oder körperliche Übergriffe gegenüber einzelnen Schüler:innen gegeben. „Wir bedauern diese Vorfälle zutiefst“, erklärte dazu Henning Kullak-Ublick, Vorstand und Sprecher des BdFWS. Gewaltanwendung sei mit der Waldorfpädagogik „in keiner Form“ vereinbar. „Wir bitten alle unmittelbar betroffenen oder den Übergriffen passiv ausgesetzten Schüler:innen von ganzem Herzen um Entschuldigung und bedauern, dass es bisher nicht gelungen ist, das verloren gegangene Vertrauen wiederherzustellen.“ Die jetzt getroffenen Vereinbarungen dienten allesamt dem Ziel, strukturell sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle in Zukunft nicht wiederholen und dass es bei eventuellen Übergriffen klar beschriebene und transparente Verfahren zu deren Aufarbeitung gibt. Dazu gehöre vordringlich die Weiterentwicklung des Präventionskonzeptes der Schule in enger Zusammenarbeit mit Eltern und Schüler:innen sowie die Bearbeitung der noch ungelösten Konflikte.

Im Einzelnen wurden die folgenden Punkte vereinbart:

  • Die Weiterentwicklung des Gewaltpräventionskonzeptes sowie die Erarbeitung eines für alle verbindlichen „Code of Conduct“ mit Eltern und Schüler:innen.
  • Hospitationen im Unterricht durch erfahrene Lehrer:innen, die vom BdFWS entsandt oder akkreditiert werden.
  • Eine von der Schule strukturell und personell unabhängige Ombudsstelle, an die sich Schüler:innen und Eltern wenden können, wenn ihnen Übergriffe bekannt werden und zur Aufarbeitung ungelöster früherer Vorfälle.
  • Eine zeitlich zunächst auf zwei Jahre befristete Begleitung der Schule durch eine vom BdFWS akkreditierte Vertrauensperson in allen wesentlichen Vereins-, Personal- und Schulführungsangelegenheiten.
  • Fortsetzung der schon begonnen Arbeit an den Leitungsstrukturen der Schule.

„Wir erkennen an, dass die Schule sich mit Hilfe einer externen Beratung um eine Neuaufstellung ihrer Leitungs- und Entscheidungsstrukturen bemüht,“ so der Sprecher. Der BdFWS sei bereit, diesen Prozess zu unterstützen, sei dabei aber auf die vollständige Kooperation der Schule angewiesen. „Das schulden wir nicht nur denjenigen, die in der Vergangenheit betroffen waren, sondern auch allen jetzigen und künftigen Schülergenerationen.“ Ende Mai werde der Vorstand des BdFWS entscheiden, ob die bis dahin erfolgten Schritte genügten, um das Ausschlussverfahren einzustellen.

Henning Kullak-Ublick, Eva Wörner
Vorstand Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
 

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 254 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.000 Schüler:innen eine Waldorfschule. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.
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