„Kinder brauchen Bewegung und Begegnung“ – Schutzmaßnahmen müssen altersgemäß und praktikabel sein

Hamburg (NA/HKU): Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) fordert „pädagogische Phantasie statt übertriebener Restriktionen im Schulalltag“. Schutzmaßnahmen müssen altersgemäß umsetzbar sein und dürfen die Begegnungs- und Bewegungsnotwendigkeiten der Kinder nicht unverhältnismäßig einschränken.

„Lernen passiert niemals nur statisch im Kopf, sondern ist ein Bewegungsgeschehen, das körperliche Aktivität ebenso braucht wie Sinneserfahrungen und Gefühlserlebnisse“, so Henning Kullak-Ublick, Sprecher des BdFWS. Schulen brauchten sinnvolle Hygieneregeln, dürften aber nicht zu Orten werden, an denen die Kinder und Jugendlichen von den elementarsten Voraussetzungen für ihre soziale, kognitive und gesundheitliche Entwicklung abgeschnitten werden. „Kinder brauchen Bewegung und Begegnung wie die Luft zum Atmen“, so Kullak-Ublick weiter. „Deshalb sollten wir in dieser schwierigen Ausnahmesituation alles dafür tun, dass wir vor allem unsere pädagogische Phantasie aktivieren, um den Kindern ein Lernen zu ermöglichen, das sie als handelnde, fühlende und denkende Wesen ernst nimmt.“

„In dieser Krisensituation brauchen wir offene und dynamische Lehrpläne. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um eine gesunde und angstfreie Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern.“ Auch notwendige Hygienemaßnahmen seien nur sinnvoll, wenn sie praktikabel umgesetzt werden könnten. Unterricht im Freien, Kunstprojekte, die haptische Erfahrungen und eigene Tätigkeit ermöglichten, Singen oder Musizieren mit Abstand außerhalb geschlossener Räume, Erntehilfe in der Landwirtschaft, altersgerechte Forschungsprojekte in kleineren Gruppen, ökologische Projekte und vieles andere seien nur einige Beispiele für Tätigkeiten, die reichlich Futter auch für kognitive Lern­erfahrungen böten. Online-Angebote könnten das Lernen sinnvoll unterstützen, aber nicht ersetzen.

Der BdFWS unterstützt ausdrücklich die Bemühungen zur Eindämmung der durch Sars-Covid-19 ausgelösten Pandemie. Eine Maskenpflicht für Kinder im Grundschulalter lehnt er aber ebenso ab wie pädagogisch kontraproduktive Distanzregeln[1]. Kullak-Ublick: „Wir müssen den jungen Menschen emotionale, Willens- und Denkerfahrungen ermöglichen, die nicht von Angst geprägt sind, sondern die sie stärken, um in dieser immer komplexer werdenden Welt zurechtzukommen. Wir brauchen daher nicht eine Reduktion, sondern eine Erweiterung unseres pädagogischen Instrumentariums. Das muss die Leitidee für Bildungspolitik in einer Pandemie sein."

Kontakt: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bund der Freien Waldorfschulen e.V. pr@waldorfschule.de, Infos auch unter waldorfschule.de/service/corona-faq

Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die derzeit 252 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen, wo 1919 die erste Waldorfschule eröffnet wurde. In Deutschland besuchen 90.000 Schüler:innen eine Waldorfschule. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr.


[1] Am 9.11.2020 ergänzt um „für Kinder im Grundschulalter“. Es handelt sich hierbei um eine pädagogische Einschätzung. Landesrechtliche Verordnungen sind einzuhalten.